Ruf in die Welt (1935/36)

Ruf in die Welt” ist ein romantisierender Dokumentarfilm über den Herstellungsprozess der Olympia-Glocke im Gussverfahren für die großen sportlichen Festspiele in Berlin 1936. Musikalisch ist dieses Werk umrahmt von Klängen aus der Feder von Rudolf Perak (1891–1972), einem aus Österreich stammenden Musiker und Komponist.

Der Film „Ruf in die Welt” beginnt in einer alten Stadt im Schwarzwald, wo das Glockenläuten zu hören ist. Menschen in traditionellen Trachten gehen zur Kirche, begleitet von der Aufzählung der Anlässe für das Glockengeläut. Die Szene wechselt zur Außenansicht des Werks des Bochumer Vereins, in dem die Olympia-Glocke gegossen wird. Ein Rundfunksprecher führt durch die Szene, während das Relief des Bildhauers Walter E. Lemcke (1891–1955) auf den Formmantel übertragen wird. Der Kern wird eingelassen und die Glocke gegossen. Eine weitere Außenansicht des Werks zeigt die Werksbahn während des Glockengusses. Die Glocke wird auf eine Drehbank gelegt und einer Klangkontrolle unterzogen.  Was im Film nicht mehr zu sehen ist, ist das Hakenkreuz auf dem Glockenkörper – es wurde nach 1945 auf dem Bildmaterial geschwärzt.

Die Szene wechselt erneut und zeigt die Olympia-Fahne. Junge Männer, nur in Turnhosen bekleidet und mit Sportgeräten ausgestattet, marschieren singend heran. Im Hintergrund läutet die Glocke, ein Symbol für den Beginn der Olympischen Spiele.

Der Komponist Perak findet symphonisch-theatralische Musik für diesen Industriefilm. Seine musikalischen Beiträge für den abendfüllenden, deutschen Kinospielfilm weisen eine große Bandbreit auf. Er verfasste sie häufig in Zusammenarbeit mit bekannten Kollegen wie Robert Stolz, Nikolaus Brodszky und Michael Jary – die einen ähnlichen Stil pflegten. Bis 1942 entstanden auch zahlreiche seiner Partituren für die Inszenierungen des belgischen Regisseurs Jan Vanderheyden, nach dem Krieg auch diverse Musiken für dessen ehemalige Filmeditorin Edith Kiel, die mittlerweile in das Regiefach gewechselt hatte.

 

Felix Hartelt, Historisches Archiv Krupp

Filmografische Angaben:

Produktionsjahr: 1935/36
Auftraggeber: Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation AG
Produktion: Universum-Film AG (UFA), Berlin
Regie: Ulrich Kayser
Kamera:  Gerhard Müller
Drehbuch: Rudolf Schaad
Schnitt: Ernst York
Musik: Rudolf Perak
Hersteller: Dr. Ulrich Westerkmap
Format: 16-mm-Lichtton
Farbe: Schwarz-Weiß
Sprache: Deutsch
Laufzeit: 11 Min.
Uraufführung: 16.2.1936, UFA-Palast: Kurfürstendamm, Berlin

 

 Kontakt

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Villa Hügel, Hügel 1
45133 Essen
Prof. Dr. Ralf Stremmel / Felix Hartelt, M. Sc.
archiv@hak-krupp-stiftung.de

Bildschmucksetzen an der Olympia-Glocke im Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation , 1935
Quelle: Historisches Archiv Krupp

Filmset beim Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation für den Dreh “Ruf in die Welt”, 1935
Quelle: Historisches Archiv Krupp

Anschreiben (Briefkopf) der UFA an den Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation zum
Eingang der Filmzensurkarten des Films “Ruf in die Welt”

Quelle: Historisches Archiv Krupp